Alles mahnte sie umzukehren: „Alles zu wissen ist gefährlich, alles zu fragen ist beschwerlich. Was das Auge nicht sieht, die Seele nicht weiß, macht die Wang' und das Herz nicht kalt noch heiß." Aber die Gräfin ließ nicht ab von ihrem Vorhaben und ging der Spur nach, bis sie vor dem Eingang der Meumken-Höhle stand. Da fand sie den Jäger schlafend auf dem Moos liegen. Die Samen führten sie weiter bis in den Eingang der Höhle. Dort fand sie ihren Grafen schlafend in den Armen eines hübschen kleinen Zwergen-Weibchens, der Tienke-Meume. Nun wusste sie, was sie wissen wollte, und nun sie's wusste, wünschte sie, sie wüsste es nicht.
Gerade wollte sie schnell umkehren, als sie sich entschied noch einen der schönen langen geflochtenen Zöpfe des Zwergen-Weibchens abzuschneiden. Als der Graf später nach Hause kam, konnte er seinen Trübsinn darüber nicht verbergen; wollte der Gräfin aber lange nicht sagen, warum er so war.
Schließlich schloss die Gräfin ihr Schmuckkästchen auf, zeigte ihm den Zopf und gab ihn ihm zurück. Außerdem erlaubte sie ihm tun zu dürfen, was nur sein Herz wollte. Davon war der Graf so gerührt, dass er ihr versprach, nie mehr zur Tienke-Meume zu gehen.
Er hielt dieses Versprechen sein Lebtag, trotz Stimmen aus der Burg, die den Zopf zurückhaben wollten. Eines Tages schrie die Stimme zu der Stunde, zu der er früher immer zu der Burg gegangen war, er solle wieder zur Höhle kommen, oder sein Land würde einst an fremde Erben fallen.
Doch der Graf kam nicht und die Stimmen verstummten schließlich. Nicht lange darauf aber hörte man eines Tages einen Zwerg klagend, vom Paschenberg zur Schaumburg herabrufen: „De Meume is dod! De Meume is dod!" Und in der folgenden Nacht zog das ganze Volk der Zwerge aus den Klüften des Paschenberges hinab ins Tal. Sie wollten mit der Fähre in Großenwieden übersetzen - doch das ist eine weitere Sage.